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Verhaltensstörungen Pferde

Seitens des Menschen sind zwei verschiedene Verhaltensabläufe bei Pferden unerwünscht:

  1. Aktionen, die dem Pferd selbst oder anderen Lebewesen schaden.
  2. Aktionen, welche die Nutzung des Pferdes durch den Menschen beeinträchtigen.

Nicht artgerechte Haltung und mangelnde Beschäftigung sind die Hauptursachen solcher Störungen.

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Koppen

Das Pferd schluckt unter Zurückziehen des Kehlkopfes mit oder ohne Geräusch Luft ab. Typischerweise werden die oberen Schneidezähne auf waagrechte Teile von Stalleinrichtungen oder Koppel aufgesetzt. Ab und zu geschieht dies auch ohne Aufsetzen der Schneidezähne. In der Folge kann es zu Gasansammlungen in Magen und Darm kommen, im ungünstigen Fall sogar zu Koliken. Schließlich können die Schneidezähne Schaden nehmen.

Barrenwetzen, Gitterbeißen

Diese Störung wird bei Erregungszuständen beobachtet. So zum Beispiel unmittelbar vor der Fütterung bei Pferden. Die Folge ist eine starke Zahnabnutzung. Die Tiere können ihren Sozialtrieb durch Auseinandersetzungen mit Artgenossen nicht abreagieren, was häufig die Ursache von Erregungszuständen ist. Die Lösung besteht darin, das Pferd entweder im Stall umzustellen oder den Fütterungsablauf zu ändern.

Schlagen, Scharren

Pferde in Einzelboxen schlagen oder scharren an die Seitenwände. Dadurch können Schäden an den Extremitäten auftreten. Ursachen hierfür können der Beginn der Fütterung, Bewegung von Stallgenossen oder Bettelhaltungen sein. Die Abhilfe findet sich in der Erziehungsarbeit und Gummiboden mit Einstreu.

Weben

Das Pferd steht mit gespreizten Vorderbeinen und pendelt mit Kopf und Hals. Dabei kann beobachtet werden, wie ein Pferd die Vorderbeine entweder auf dem Boden belässt oder wechselseitig anhebt. Das Anheben ist wahrscheinlich eine Ersatzhandlung mangels Fortbewegung. Weben bei Pferden tritt beispielsweise in Gruppen- und Weidehaltung nicht auf.

Schließlich kann der Hormonstatus Einfluss auf diese Art des Fehlverhaltens haben. Deckhengste beispielsweise, die aufgrund nicht optimaler Haltungsbedingungen (artgerechte Haltung) in großen Stress geraten können, versuchen, sich mit Weben abzureagieren.

Fortbewegungstereotypien

Die Ursachen dieser Verhaltensstörungen sind dieselben, wie beim Weben. Obwohl für diese Störung der Begriff „Boxenlaufen“ auch gebräuchlich ist, kann dies ebenso bei einzelnen im Auslauf gehaltenen Pferden auftreten. Jedoch immer in Verbindung mit zu wenig Beschäftigung bzw. kein Kontakt zu Artgenossen.

Sicht nicht legen

Dieser Fall tritt ein, wenn das Pferd sich nicht absolut sicher fühlt, zu kurz angebunden ist, oder wenn das Raumangebot für Bewegungsabläufe stark eingeschränkt ist. Nicht rutschfeste Standflächen oder zu nasse Einstreu können ebenso Ursache sein. Im Prinzip gehen alle Ursachen auf Unsicherheit bzw. Verunsicherung des Pferdes zurück. 

Selbstverletzendes Verhalten

Automutilation ist der Fachbegriff für diese Verhaltensstörung. Ein Hengst mit besonders stark ausgeprägtem Sexualtrieb ist häufig davon betroffen. Andere Gründe können sein, dass er isoliert gehalten, zu wenig beschäftigt oder zu selten zum Decken eingesetzt wird. In der Folge beißen sich die Pferde selbst, vor allem in die Brust. Die Haltungsbedingungen sind an erster Stelle zu überprüfen bzw. zu optimieren. Eine artgerechte Haltung ist Bedingung, um diese Verhaltensstörung so gut wie möglich zu vermeiden. Naturheilmittel können unterstützend zum Ausgleich der Gemütslage beitragen.

Scheuen

Ein Pferd scheut, wenn ein Gegenstand oder eine Situation gefährlich erscheint. Obwohl diese Reaktion zur Schadensvermeidung dienen soll, bringt es Pferde sehr häufig erst recht in Gefahr. Teilweise wird das Pferd panisch und rennt ziellos davon. Auslöser für das Scheuen sind akustische, olfaktorische (den Geruchssinn, den Riechnerv betreffend) optische oder taktile Reize. Die Schaffung einer pferdegemäßen Haltungs- und Nutzungsumwelt, fachgerechte Ausbildung und eine stabile Vertrauensbasis verhindern ein Scheuen.

Ebenso hat sich das Training mit Objekten, welche dem Tier suspekt sind oder Furcht einflößen als erfolgreich erwiesen. Flatternde Planen oder Bänder, laute Fahrzeuge, sanfte Berührung des Tieres mit einer Leine oder Gerte können als Therapie eingesetzt werden. Bei diesem Training kommt es auf die Konfrontation mit den angstauslösenden Objekt an. Das Pferd soll sich allmählich daran gewöhnen und seine Angst abbauen.

Bösartigkeit

Beißen, Schlagen oder An-die-Wand-Drücken u. a. ist immer eine schadenvermeidende Reaktion. Ursache ist ein fehlerhafter Umgang mit dem Pferd. Es gibt auch Pferde mit einer angeborenen Disposition (physische oder psychische Verfassung), welche dazu führt, bei fehlerhaftem Umgang mit ihnen, bösartig zu reagieren. Häufig sind Pferde die gute Anlagen im Sinne von Hochleistung besitzen betroffen. Die Pferde reagieren empfindlicher auf menschliches Fehlverhalten als Durchschnittspferde. Ein solches Verhalten darf niemals durch Strafen versucht werden abzustellen.

Zungenstrecken

Bei fehlerhafter Anwendung des Gebisses bei Ausbildung oder Nutzung, ist diese Störung zu beobachten. Das Pferd versucht sich gegen falsche Behandlung zu wehren. In Ausnahmefällen können auch anatomische Fehlbildungen zugrundeliegen.

Stätigkeit, Störrigkeit

Gesunde Pferde, welche sich anfallsweise oder permanent versuchen zu widersetzen, wollen Schaden vermeiden. Die Ursache liegt darin, dass ein Ausbilder oder der Benutzer dies nicht frühzeitig erkannte und abstellte. Hierbei werden drei Kategorien unterschieden:

  • Stätigkeit beim Verladen und Transport, Weigerung sich anbinden zu lassen, Kopfscheu, Widersetzen beim Beschlagen (allgemein)
  • Stätigkeit beim Einzelreiten, Sattelzwang und Reitstätigkeit (beim Reiten)
  • Widersetzlichkeit gegen das Anlegen des Schweifriemens, Strangschlagen, Leinenagen, mangelhafte Zugfestigkeit, Faulheit, Durchgehen (beim Fahren)

Als Therapie sollten vor allem Passform von Sattel und Geschirr überprüft werden. Das Beobachten des Tierhalters beim Anlegen des Sattels und des Geschirrs könnte möglicherweise Defizite aufdecken.