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Studie Leistungspotenzial

Anwendbarkeit von Haaranalysen im Pferde-(Renn-)sport

  1. Einleitung
  2. Vorgehensweise
  3. Ergebnisse
  4. Fazit

Einleitung

Jeder kennt die Situation: Ein Pferd ist nicht fit, zeigt Verhaltensstörungen oder ist sonst irgendwie auffällig. Nun stellt sich die schwierige Frage, was das Pferd hat. Weder Besitzer, Trainer, Reiter noch medizinisches Personal oder Pflegepersonal haben eine Idee, was mit dem Pferd nicht stimmt.

Seit mehreren Jahrzehnten wird in der Humanmedizin mittels Haaranalysen mit beachtlichen Erfolgen gearbeitet. Deshalb lag es nahe, zu prüfen, ob nicht auch bei Pferden eine Haaranalyse entscheidende Hinweise liefern kann. Darüber hinaus drängte sich die Frage auf, ob mittels Haaranalyse das Leistungspotenzial von Pferden prognostizierbar ist. Konkret wurde untersucht, inwiefern ein Pferd in der Lage ist, Höchstleistungen zu erbringen.

Vorgehensweise

Damit die Fragen bezüglich Gesundheit und Leistungsfähigkeit beantwortet werden können, wurde Haarproben von 261 Pferden analysiert. Bei der Auswahl der Pferde wurden explizit sehr erfolgreiche Pferde, aber auch solche, die unter den Erwartungen blieben, berücksichtigt.

Bei den ersten Untersuchungen wurden sowohl Haare von Vollblütern als auch von Warm- und Kaltblütern und Ponys analysiert. Aus mehreren Gründen hatte es sich angeboten, den Fokus auf Vollblüter zu konzentrieren. Schließlich wurden 234 Haaranalysen von Vollblütern durchgeführt.

Alle Pferdehaaranalysen wurden einem Blindtest unterzogen. Alter, Geschlecht, Fütterung, Erkrankungen, Medikamente usw. waren zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht bekannt. Teilweise wurden die Analysen komplett anonym durchgeführt, d. h. die Pferde hatten Pseudonamen oder wurden nummeriert und nur der Trainer/Besitzer kannte die Zuordnung.

Zu Beginn der Studie musste eine aussagekräftige Zusammenstellung verschiedener Tests gefunden werden. Nachdem diese Herausforderung gelungen war, konnten alle Haarproben unter gleichen Bedingungen analysiert werden. Daraufhin wurde mittels mathematischer Formeln untersucht, welche von mehr als 4.000 Merkmalen für die Beantwortung der Gesundheit und des Leistungspotenzials von Bedeutung sind.

Überraschenderweise lagen bereits nach ca. 170 Haaranalysen Ergebnisse vor, die jedoch einer im Anschluss praktizierten Überprüfung nicht standhielten. Somit waren weitere Tests erforderlich. Nach rund 70 weiteren Haaranalysen wurden aussagekräftige Ergebnisse erzielt.

Ergebnisse

Neben zahlreichen psychologischen Erkenntnissen konnten bedeutende Informationen über gesundheitliche Aspekte gewonnen werden, die für die Leistung ausschlaggebend sind. Schließlich konnten sechs Leistungsmerkmale ermittelt werden.

Es ist offensichtlich, dass erfolgreiche Hochleistungspferde vier der erwähnten sechs Merkmale, erfüllen. Eine Stufe darunter, also Pferde, die drei von sechs Merkmalen erreichen, sind immer noch zu sehr guten, aber nicht exzellenten Leistungen fähig. Pferde, die weniger als zwei Leistungsmerkmale erfüllen, sind in ihren Leistungen unbeständig. Es ist durchaus möglich, dass solche Pferde ein bedeutendes Rennen/Turnier gewinnen, jedoch im darauffolgenden schlecht abschneiden. 

Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Leistungsfaktoren veränderbar sind. Pferde mit geringen Leistungsfaktoren können sich bei entsprechendem Aufwand zu höheren Leistungspotenzialen entwickeln. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass eine vollständige Rehabilitation nicht beobachtet werden konnte. Pferde mit niedrigem Leistungspotenzial konnten sich zwar verbessern, das Erreichen der beiden höchsten Stufen war jedoch nicht möglich.

Schließlich kristallisierte sich ein Merkmal heraus, welches hinsichtlich Kontinuität von Bedeutung ist. In zahlreichen Gesprächen mit Trainern und Besitzern wurden Pferde erwähnt, die bei bedeutenden Rennen erfolgreich waren, jedoch folgten sodann mehrere Wochen, sogar Monate, an denen sie verletzungsbedingt an keinem Wettbewerb teilnehmen konnten. Auffälliger Weise war genau bei diesen Pferden ein Merkmal, welches nicht zu den bereits erwähnten Leistungsmerkmalen zählte, negativ.

Um die Frage betreffend die Gesundheit beantworten zu können, lassen sich auch diesbezüglich klare Aussagen treffen. Der individuelle Gesundheitszustand eines Pferdes steht in direktem Zusammenhang mit dem Leistungspotenzial. Nur bei top gesunden Pferden konnten sehr gute Leistungspotenziale entdeckt werden. Umgekehrt war feststellbar, dass Ponys, Kalt- und teilweise auch Warmblüter sich aus gesundheitlicher Sicht deutlich vom Vollblut unterschieden.

Fazit

Die Ergebnisse der durchgeführten Studie bestätigen eindeutig die hohe Bedeutung von Haaranalysen zur Beurteilung von Gesundheit und Leistungsvermögen bei Hochleistungspferden. Inwiefern eine Aussage hinsichtlich Eignung eines Pferdes für Klassen-, Listen- oder Gruppenrennen möglich ist, könnte Gegenstand einer weiteren Studie sein.