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Psyche / Psychosomatik

Bereits Platon stellte vor rd. 2.500 Jahren fest:

“Der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten ist,
dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt,
wo doch beides nicht voneinander getrennt werden kann.”

Verschiedene Studien bestätigen die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Pferd. Je aufmerksamer und interessierter der Mensch ist, desto besser ist er in der Lage, die feinen Gesten wahrzunehmen, mit denen Pferde ihre Zuneigung zeigen. Ähnlich wie die Zuneigung und Verbundenheit zwischen Verliebten ist, trifft dies auch auf Pferd und Reiter zu. Dieses Phänomen wurde im Rahmen einer Studie italienischer Forscher bewiesen.

Viele Pferdebesitzer können bestätigen: Selbst nach Monaten ohne jeglichen Kontakt, erinnern sich Pferde an ihre Trainer und deren Stimme. Ebenso sind die Vierbeiner in der Nähe von Reitern ruhiger und entspannter, als bei Anwesenheit von Nicht-Reitern. Nicht zuletzt schenken Pferde vertrauten Menschen ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit.

Im Rahmen einer Pferdehaaranalyse werden neben den physischen (körperlichen) auch die psychischen (seelischen) Konstellationen überprüft. In der Vergangenheit kam es bereits zu dem Ergebnis, dass ein Pferd seinen Therapeuten ablehnte. Sind solche Blockaden vorhanden, ist der erste Schritt als Therapeut, Zugang zu seinem “Patienten” zu bekommen. Wird dieser Schritt übersprungen, hat dies Auswirkungen auf den Therapieerfolg. Dies kann sogar so weit gehen, dass eine Behandlung vollkommen wirkungslos bleibt. Umso wichtiger ist zu wissen, ob das Pferd seinen Therapeuten akzeptiert. Im schlimmsten Fall ist über einen Therapeutenwechsel nachzudenken.

Jeder Reiter hat sich irgendwann – oder auch öfters – mit der Frage beschäftigt, ob sein Pferd ihn mag (vgl. Löckener, S., So lieben Pferde ihre Menschen!, www.sandra-loeckener.de, abgerufen am 20.08.2020). Dieselbe Frage sollte sich auch ein Therapeut stellen. Ein Pferd, welches Vertrauen zu seinem Therapeuten hat, wird sich lieber behandeln lassen und die Therapie wird den maximalen Erfolg bringen.

Für die Gesundheit und das Wohlergehen der Pferde ist es unabdingbar, diesen Tieren Emotionen zuzutrauen und zu entschlüsseln. Dabei handelt es sich nicht um “Gefühlsduselei”, sondern um eine dringende Notwendigkeit. Zur Messung von Emotionen werden verschiedene Methoden eingesetzt, so beispielsweise Pulsmessung, Bluttests, Gesichtsausdruck, Augenfaltenskala und nicht zuletzt die Analyse von Pferdehaaren.

Gleich mehrere Experten haben durch verschiedene Forschungsprojekte herausgefunden, welche Emotionen Pferde zeigen. Ohne nachweisen zu können, wie Emotionen bei Pferden ablaufen, ist dagegen sicher nachgewiesen, dass die psychischen Abläufe bei den Tieren ähnlich ablaufen wie beim Menschen. Schlussendlich empfehlen Forscher sich auf die Gefühlswelt von Pferden einzustellen.

Im Zusammenhang mit Psyche wird auch oft der Begriff Psychosomatik verwendet. Bei einer psychosomatischen Störung verursacht ein psychischer Konflikt eine organische Krankheit. Psychosomatik umfasst den Einfluss der Psyche auf den Körper (Soma), wodurch bestimmte Emotionen und Denkprozesse als Ursache für eine körperliche Erkrankung angesehen werden. Davon abzugrenzen sind somatoforme Störungen, bei denen keine Organveränderungen zu finden sind.

Hierdurch kann ein Teufelskreis entstehen: 

  • Ein Pferd zeigt bestimmte Symptome, der Tierarzt wird verständigt. Nach eingehender Untersuchung kann keine Erkrankung o. Ä. festgestellt werden.
  • Das Pferd wird weiter beobachtet und der Tierarzt über die immer noch vorhandenen Symptome in Kenntnis gesetzt.
  • Nach einer wiederholten Untersuchung bescheinigt der Tierarzt erneut, dass keine organischen Erkrankungen vorliegen.
  • Der Pfleger / Betreuer des Pferdes wird ärgerlich.
  • Daraufhin wird der Tierarzt verstimmt.
  • Der Pfleger / Betreuer sucht sich einen anderen Tierarzt – eine Odyssee beginnt. 

Daher nochmal der große Unterschied erklärt: Bei einer psychosomatischen Störung ist sowohl Körper, als auch Psyche zu behandeln, weil durch die Psychosomatik eine organische Krankheit ausgelöst wurde. Eine somatoforme Störung weist niemals körperliche Veränderungen auf. Hier liegt eine rein psychologische Störung vor, welche ausschließlich mit psychologischen Maßnahmen / Therapien behandelt wird. Nichts desto trotz können Symptome auftreten, die eine organische Erkrankung vermuten lassen. 

Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass Tiere eine Psyche besitzen. Demzufolge können Tiere psychosomatisch erkranken. Pferdebesitzer berichten regelmäßig über psychische Auffälligkeiten bei ihren Pferden. 

Nachfolgend werden verschiedene Emotionen kurz erklärt.

Ihr Pferd ist verhaltensauffällig? Sie sehen auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmt? Mit einer Haaranalyse kann herausgefunden werden, welche psychischen Störungen vorliegen. Teilweise ist ein entsprechender Umgang mit dem Pferd schon die Lösung. Fordern Sie einen “Psychologie-Pferdetest” jetzt an.

Zuneigung

Eine enge Verbindung mit dem Pferd entsteht besonders dann, wenn man in sein Pferd richtig verliebt ist. Ähnlich wie beim Menschen schlagen zwei Herzen buchstäblich in einem Takt. Die Emotion Zuneigung ist äußerst komplex. Die Messung von Zuneigung gestaltet sich schwierig. Zuneigung wird durch andere Gefühle wie Freude oder Wohlbefinden beeinflusst.

Nach einer Bestätigung der Pferdeforscherin Dr. Verena Hauschildt zeigen Pferde ein synchrones Verhalten als Zusammenhalt in einer Gruppe. Als weitere Interpretation wird die Qualität einer Freundschaft angeführt.

Trauer

Ein Pferd ist in der Lage, Trauer zu zeigen. Besonders dann, wenn die beste Pferde-Freundin nicht mehr da ist (z. B. kurzzeitiger Klinikaufenthalt) zieht sich oftmals ein Pferd zurück. Es wirkt apathisch und steht teilweise in einer Ecke der Koppel. Auch andere Fachleute können solche Trauerprozesse bestätigen. Ganz offensichtlich ist dies bei einer Mutterstute, die ein Fohlen verloren hat.

In diesem Fall dauert der Trauerprozess erfahrungsgemäß bis zu einer ganzen Woche. In dieser Zeit wirkt die Mutterstute apathisch und frisst auch sehr wenig. Es wurde ebenso beobachtet, dass Pferde teilweise einen Tag brauchen, um den Tod eines Pferdes zu realisieren.

Symptomatisch für trauernde Pferde ist ein so genanntes “Verlassenheitswiehern”. Dieses Wiehern unterscheidet sich nicht von dem, wenn ein Pferd seine feste Gruppe verlässt. Pferde können offensichtlich nicht zwischen “tot” und “verreist” differenzieren.

Freude

Erhöhte Aktivität, sowohl emotional als auch motorisch in der Bewegung sind Zeichen von Freude. Als weitere Anzeichen für Freude wären eine entspannte Körperhaltung, ein getragener Schweif, fließende Bewegungen, gespickte Ohren, weiche Augen, Lippen und Nüstern zu nennen. Die Kenntnis dieser Anzeichen ist von herausragender Bedeutung. Es besteht nämlich die Gefahr, Freude zu sehen, obwohl sich eigentlich nur Anspannung entlädt. Ein Pferd, welches Adrenalin abbauen will, bewegt sich viel steifer, und hebt den Kopf nach oben.

Vor allem im Training ist Freude besonders wichtig. Pferde, die gelobt werden, fühlen sich insgesamt wohler. Die Teilnahmebereitschaft des Pferdes steigt gleichermaßen mit der Freude. In vielen Fällen kann auch eine gewisse Neugier während des Trainings beobachtet werden.

Eifersucht

Nach mehreren Studien steht fest, eine Eifersucht wie beim Menschen gibt es bei Pferden nicht. Dies mag unter Umständen dadurch begründet sein, weil ein Hengst fast immer mehrere Stuten hat. Selbst nach einer Studie mit 84 Pferden ist man mit dem Begriff Eifersucht vorsichtig. Lediglich konnte beobachtet werden, wie Stuten ihre “Konkurrentin” wegschickten. Die Untersuchung von Eifersucht ist komplex, weil viele andere Emotionen, z. B. Aggressivität mit hineinspielen.

Ärger und Wut

Ein eindeutiger Nachweis bezüglich Ärger und Wut konnte erbracht werden. Ein verärgertes oder wütendes Pferd zeigt oft verschmälerte Nüstern, nach hinten gezogene Maulwinkel und angelegten Ohren. Je nach Ausprägung kann auch “Drohschwingen” dazukommen. In diesem Fall schwingt das Pferd den Kopf mit Drohgesicht in Richtung des Pferdes, welches die Aggression auslöst. Beachtenswert ist auch, dass Pferde Wut beim Menschen vom Gesicht ablesen können.

Trotz allen Erkenntnissen ist zu berücksichtigen, dass Ärger viele Nuancen hat. Tritt ein Pferd im Training, vermuten viele Wut oder Aggression. Dies muss jedoch nicht unbedingt zutreffen. Pferde treten oft in der Herde und rennen dann weg, weil sie sich bedrängt fühlen oder Angst haben. Anders dagegen handelt es sich um ein Anzeichen für Aggressionen oder dominantes Verhalten, wenn ein Pferd mit dem Vorderhuf ausschlägt.

Die Ursachen von Aggressionen können sowohl in einer Unterforderung, als auch in überschüssiger Energie liegen.